Sich von Etwas, einem Glaubenssatz oder jemanden verabschieden....
Mein Coach hat einmal in einer für mich extrem schwierigen Phase in meinem Leben in einem Einzelcoaching gesagt, dass jedes Anerkennen in der Tiefe einer Situation, die sich für einen nicht gut anfühlt, die sich aber auch nicht verändern lässt - jedes bewusste Erkennen, dass etwas so ist, mit alldem was damit einhergeht - dass es sich auch gleichzeitig anfühlen kann wie ein Abschied
in dem Moment, wenn wir uns dessen gewahr werden.
Und dieser Abschied kann sich auch wiederum anfühlen wie Sterben, wie ein kleiner oder großer Tod in sich, in unserem Inneren, weil wir etwas loslassen müssen, um in irgendeiner Form verändert weitergehen zu können.
Als ich diese Worte damals in meiner Lebenssituation von ihm hörte, wurde es mit einem Mal in diesem Moment so leicht ums Herz. Was kurz vorher noch so schwer, unverbunden und aussichtslos erschien, bekam plötzlich eine Klarheit mit den Worten „Abschied“, „fühlt sich an wie Sterben“, „wie ein Tod“.
Ich war in einer Situation, in der ich ganz klar erkannte, dass ich mich verabschieden musste von dieser Idee, dieser Vorstellung, diesem Bild, was sich in mir so manifestiert hatte. Dass mit dieser Verabschiedung eine tiefe Verbindung zu mir selbst und meiner Eigenverantwortung, und dadurch wiederum auch zu der Sache bzw. der Person wieder entstehen konnte, wurde mir erst in der Tiefe bewusst, als ich dann wirklich losließ.
Und dann kam ganz fürchterlich großer Trauer. Sich verabschieden, loslassen mit bedingungsloser Liebe von einer Sache, einer Idee oder einem Menschen - alles zu sich nehmen, was zu einem selbst gehört und bewusst in einen Neuanfang treten, fühlte sich für mich damals wirklich an wie Tod und Neugeburt
zugleich. Dann kam eine große Unsicherheit und ein Gefühl des Alleinseins oder gar zunächst einmal der Orientierungslosigkeit in Bezug auf diese neue Situation.
Losgelöst weiterzugehen, bringt neue Impulse, neue Kraft, neue Blickwinkel, neue Erkenntnis und vor allen Dingen neue Verbindungen mit sich und seiner Umwelt. Manches Mal dauert es bis wir in dem Neuen so richtig ankommen können, da das ‚sich von Etwas oder jemanden verabschieden‘ zu schwer fällt, zu viel Veränderung mit uns bringt.
Mir fällt in solchen Prozessen immer Viktor Frankl ein, der mir ein großes Vorbild ist mit seinen Worten:
„Die letzte der menschlichen Freiheiten besteht in der Wahl der Einstellung zu den Dingen.“
„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“
... festhalten an etwas, kann manches Mal bedeuten, dass wir uns dabei verlieren, Kraft lassen, gebunden sind und bleiben – ausgerichtet auf das/den Gegenüber
... sich von unguten/kraftraubenden Situationen, Glaubensätzen, festen Bildern oder gar von einer Person, zu verabschieden/loszulösen, bringt nach der Trauer Erleichterung, gibt Freiheit und Neuorientierung, lässt Dich wieder handeln und für mich gefühlt auch sanfter werden. Freude, Mitgefühl einem selbst und dem großen Ganzen gegenüber und Leichtigkeit können im zweiten Schritt folgen.