Blog Post

Systemisches Coaching II - Symptomaufstellungen

Alexandra Brand • 7. November 2020

Symptomaufstellung - Blog von Thomas Geßner/www.gessner-aufstellungen.de

"Symptomaufstellungen gehen von folgender Beobachtung aus:

Die Dinge, die uns zustoßen, enthalten eine Information über etwas, das bei uns selbst (noch) im Schatten liegt. Es geht dabei immer um etwas Wesentliches, sonst müssten wir es nicht erleben. Wir fragen also nicht, “warum” passiert mir dies und jenes, „Warum werde ich krank?“, sondern wir fragen: “Wozu stößt mir dies und jenes zu, was will es mir mitteilen?”um uns für die wesentliche Information zu öffnen.
Für Krankheitssymptome heißt diese Frage dann: „Wozu bin ich krank?“, wie ich sie bei den Systemischen Erkundungen verwende. Dies hat nichts damit zu tun, dass ich etwa an meiner Krankheit selbst schuld wäre – das ist Quatsch. Es öffnet vielmehr den Weg für einen Blick auf die seelische Funktion meiner Krankheit und ihrer Symptome. Dieser Blick geht über das hinaus, was man gemeinhin psychosomatisch nennt.

Symptomaufstellungen machen klar: Die seelische Funktion von Krankheit und ihren ganz konkreten Symptomen bezieht sich auf mehrere Ebenen. Auf der individuellen Ebene können Symptome auf persönliche Traumata und seelische Verletzungen hinweisen, nach dem Muster: Wenn das Gefühl dazu (mit guten Gründen) nicht gefühlt werden darf, dann übernehmen Körper und Psyche diesen Job, indem sie krank werden und Schmerzen produzieren. Auf der Familienebene geht es um familiäre Traumata und Verletzungen, welche sich auf gleiche Weise mit dem Mittel der Krankheit Gehör verschaffen. Auf der kollektiven Ebene geht es entsprechend um kollektive Traumata und Verletzungen, wie sie in den letzten beiden Weltkriegen geschahen und heute noch in allen betroffenen Völkern präsent sind, wenn auch unbewusst. Unsere Schmerzen und der Krieg haben ein enges Verhältnis. Je mehr Tod und Verderben beteiligt waren und je länger diese Traumata zurückliegen, umso drastischere Symptome können sie ausbilden.
Symptomaufstellungen können die seelische Funktion von Krankheit und Schmerz sichtbar machen. Dadurch leisten sie einen Beitrag dazu, eine Krankheit von ihrem unbewussten Auftrag zu entbinden. Das verändert die Situation positiv, was Selbstheilungskräfte, Behandelbarkeit und subjektives Erleben betrifft. Symptomaufstellungen verlaufen ähnlich wie Familienaufstellungen, nur dass es extra Stellvertreter für die Symptome gibt. Die Symptome selbst führen uns mit Hilfe der Symptomaufstellung zu ihrem seelischen Antrieb. Sie verändern auch den Blick auf lebensbedrohliche Erkrankungen und Behinderung . Das geht oft sehr tief und kann existentiell lösend wirken.
(Blog von Thomas Geßner/www.gessner-aufstellungen.de)"

Thomas Geßner beschreibt die Qualität und die Kraft der Symptomaufstellung ganz wundervoll, deshalb teile ich seine Worte sehr gerne hier.
Gewählt habe ich ein Foto aus meinem Seminarraum, das das Wort Kraft im Vordergrund zeigt und einen Stapel Bücher im Hintergrund. Dieser Stapel Bücher liegt immer in meinem Raum. Er dient während einer Symptomaufstellung oftmals zusätzlich als Verkörperung der "Schwere" des Symptoms. Es geht sehr tief mitzuerleben, wenn ein Symptomträger, der z.B. eine schlimme Krankheit hat, in seiner eigenen Aufstellung steht und diesen Packen Bücher fast nicht mehr halten kann und trotzdem zögert bzw. blockiert ist, diesen dorthin abzugeben, wo das Symptom (die Krankheit z.B.) hingehört/seinen Platz hat. Umso gnadenvoller ist es zu spüren, wie förmlich die Luft im Raum eine Welle von Erleichterung ausstrahlt in dem Moment, wenn das Symptom seinen ursprünglichen Platz einnimmt, wo es hingehört. Einne immense klare Kraft wird hier freigesetzt und für alle spürbar. Es gilt diesen Schritt ganz zu gehen. Wenn dies nicht der Fall ist, dann zeigt sich dies sofort und das Symptom will zurück. In Symptomaufstellungen kann sich ein sog. Opferbewusstsein deutlich zeigen. d.h. festhalten am Symptom/der Krankheit, da es in gewisser Weise Halt gibt. Der Raum, der sich aufzeigt OHNE das Symptom erscheint zu fremd, zu beängstigend - er muss neu gefüllt werden und dies macht Angst. In solchen Fällen ist es wichtig Ressourcenarbeit mit Körper und Geist intensiv zu durchlaufen, um in der Kraft des Ablösungsprozesses zu bleiben und Neues entstehen zu lassen.

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